Schicksalsgeborene - Born as the One
Kurzgeschichte
Verlag: Hallenberger Media UG (haftungsbeschränkt)
Kuzbeschreibung
Was würdest du tun, wenn dein Leben über das Schicksal der Welt entscheiden könnte?
Was würdest du tun, wenn dir eine Liebe begegnet, die zum Scheitern verurteilt ist?
Würdest du kämpfen?
Mein Name ist Alicia Cassandra McGee.
Ich bin die Eine.
Ich bin diejenige, die die Welt zerstören wird. Dies ist meine Geschichte.
Leseprobe:
Schicksalsgeborene
Born as the One
Kann man sein eigenes Schicksal ändern?
Wenn ja, zu welchem Preis?
Wie ist es, eine Mutter zu haben, die einen innig liebt? Wenn man sich sicher sein kann, dass, egal was man anstellt, jemand hinter einem steht und alles für einen tun würde? Kennt die Liebe einer Mutter überhaupt Grenzen? Auf dieser Welt gibt es Mütter, die ihr eigenes Wohlergehen hinter das ihres Kindes stellen. Es gibt Mütter, die ihr Neugeborenes verlassen. Egal ob aus selbstlosen oder egoistischen Gründen, bleibt das Ergebnis doch das Gleiche. Es gibt Mütter, die nichts dagegen tun, dass ihr Kind misshandelt wird. Es gibt Mütter, die mit ihren Kindern spielen und lachen. Ja, diese Welt hat von Gut bis Böse alles gesehen. Doch hier und jetzt möchte ich euch meine Geschichte erzählen.
Ich heiße Alicia Cassandra McGee.
Ich bin die Eine, erschaffen aus der Essenz der Welt.
Ich bin die Eine, die keine Mutter hat.
Ich bin die Eine, geboren, um diese Welt zu zerstören.
Kapitel 1
Der Regen prasselte auf die Holzdächer und lief an den Fensterläden hinunter. Auf der Erde bildete das Regenwasser zusammen mit dem lehmigen Boden dunkle Pfützen, in denen sich das Mondlicht spiegelte. Niemand sah die dunkle Gestalt, die sich verstohlen durch die Gassen und Straßen schlich. In einem Haus bellte ein Hund, als die Gestalt mit der Hand an einer Holztür entlang strich. Durch einen kurzen mentalen Befehl hörte das Tier jedoch sofort auf und legte sich wieder auf seiner warmen gemütlichen Decke schlafen. Die Wachhunde der Stadt, mit ihren rot leuchtenden Augen, ihrem struppigen braunen Fell und ihrem nach Säure stinkenden Atem liefen durch die Gassen, die Nasen auf dem Boden, doch auch sie nahmen keine Witterung auf. Alicia gönnte sich eine kurze Pause in einer kleinen Gasse neben einem Wirtshaus und einen Schluck Wasser aus der Flasche, die sie sich um die Taille gewickelt hatte. Die laute Musik, die aus dem Gebäude drang, übertönte die Lautstärke ihres pochenden Herzens. Nun trennten sie nur noch ein paar Meter von der so lang ersehnten Freiheit. Sie war nun bereits seit geraumer Zeit unterwegs, bewegte sich nur langsam und vorsichtig voran, um nicht entdeckt zu werden. Als sie sich ein kleines Stück weiter an die Straße heranwagte, stieß sie mit dem Fuß einen Krug um, der laut polternd davon rollte und an der Wand in lauter kleiner Stücke zerbrach. Dicht in die Schatten an die kühle Steinwand gepresst wartete sie, ob jemand den Lärm bemerkt hatte. Erst als sie einmal bis hundert gezählt hatte und keine bewaffnete Meute aus dem Wirtshaus heraus gestürmt kam, schlich sie weiter auf die Stadtgrenze zu. Der magische Staub, den sie sich vor ihrer Flucht über den Körper gestreut hatte, würde nicht mehr allzu lange anhalten. Als sie an einem weiteren Eingang vorbei huschte, wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet und das Gesicht eines kleinen Jungen schaute verstohlen in die Dunkelheit. Alicia blieb ganz still stehen und sah das Kind, das vielleicht erst 24 Monde alt war, an. Dieses schaute zuerst ängstlich, doch als er sie erkannte, überzog ein kleines spitzbübisches Lächeln sein Gesicht, das nur kleine Kinder zustande brachten. Alicia lächelte erleichtert zurück und hielt sich einen Finger vor die Lippen, um dem Jungen zu bedeuten, dass er leise sein sollte. Als sie sich umdrehte, um den Blick auf ihr Ziel zu fokussieren, hörte sie, wie hinter ihr die Tür leise wieder geschlossen wurde. Als sie gerade einen Schritt vorwärts gehen wollte, bemerkte Alicia über sich einen Schatten, der sich Richtung Dorfrand bewegte. Doch sie hatte keine Zeit mehr, sich nähere Gedanken darüber zu machen, denn etwas entfernt von ihrem Standort hörte sie die Wachen, die sich lautstark unterhielten. Es würde nicht mehr lange dauern, da hätten sie sie erreicht. Alicia nahm den letzten Rest ihres so mühsam erarbeiteten Mutes zusammen und lief in einer Geschwindigkeit auf die Dorfgrenze zu, die ihrer reinen Verzweiflung zuzuschreiben war. Erst als sie die ersten Mammutbäume hinter sich gelassen hatte, wurde sie langsamer, bis sie sich mit zitternden Beinen an einem der Kolosse nieder ließ, der fast so alt wie die Zeit selbst war. Die harte Rinde schmerzte im Rücken, doch darauf verschwendete sie keinen Gedanken. Als sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte, fasste sie nach hinten, zog sich die Kapuze des dunklen Mantels hinunter, und ließ sich den Regen ins Gesicht fallen. Wie eine kühle Brise strichen die Luftgeister, die an diesem Ort ihre Existenz durch Stürme und pfeifende Geräusche kundtaten, um ihren Kopf, sodass Alicia ihren Zopf öffnete und die Haare ihr bis zur Mitte des Rückens hinab fielen. Das Mondlicht ließ die schwarze Flut in einem leicht bläulichen Ton schimmern. Mit geschlossenen Augen hob sie ihr Gesicht dem Himmel entgegen. Ein knackendes Geräusch ließ sie jedoch zusammen fahren. Wie konnte sie nur so dumm und naiv sein? Schnell griff sie unter ihren Mantel und zog einen Dolch daraus hervor. Im Wald vor dem Dorf Dali lebten viele wilde Raubtiere, die oft auch ins Dorf schlichen, um Vieh zu reißen. Alicia hatte nicht vor, hier den Tod zu finden. Dafür hatte sie nicht so lang ihre Flucht geplant und all ihre Energien gesammelt. Mutter Therese verließ sich auf sie. Langsam erhob sie sich, den Dolch im Stoff ihres Mantels versteckt. Obwohl sie eine Frau war, wusste sie durchaus, wie man mit diesem tödlichen Utensil umgehen musste. Aus einem Teil des Waldes vor ihr trat langsam eine dunkle Gestalt hervor. Die Hände erhoben, die Kapuze eines Mantels tief nach unten gezogen, sodass sie das Gesicht nicht erkennen konnte. Instinktiv spürte Alicia, dass sich eine große Kraft näherte, doch noch konnte sie nicht sagen, ob sie eine Gefahr darstellte. „Nun sieh mal einer an. Ist der Schatz des Ordens ausgebrochen und macht sich nun einfach auf und davon?“ Bei dieser Stimme bekam Alicia eine Gänsehaut.
Kiron.
Das dürfte nicht sein. Der Schoßhund der Kirche stand nun vor ihr, nur etwa zehn Schritte entfernt. Als er den Kopf hob, schaute sie in eiskalte blaue Augen. „Ich habe mich gefragt, wie weit du es wohl schaffen wirst und hätte nicht damit gerechnet, dass du es durch die magischen Barrieren schaffst. Doch nun liegt die Entscheidung bei dir. Ich kann dich gesund und in einem Stück zurück bringen. Oder du machst mir eine Freude und wehrst dich.“ Bei diesen Worten erschien auf dem Gesicht des ansonsten gut aussehenden Mannes ein Lächeln, bei dem ihr das Blut in den Adern gefror. Hatte sie vorhin noch mit Angst an die wilden Raubtiere gedacht, so wünschte sie sich jetzt lieber ein Rudel wilder Bestien herbei als dieses Exemplar der männlichen Rasse. Alicia stellte ihren rechten Fuß nach hinten und nahm ihren Dolch etwas weiter nach vorn, sodass ihr Gegenüber ihn sehen konnte. Ihre Botschaft war damit unmissverständlich. Sie würde sich wehren. Vielleicht tötete er sie zum Schluss und machte dem Ganzen damit ein Ende. Doch sie würde sich eher selbst die Kehle durchschneiden, als mit ihm zurück ins Kloster zu gehen. Kiron lächelte in freudiger Erwartung auf das, was gleich geschehen würde. Als er einen Fuß nach vorn setzte, wurde er von hinten gepackt. Die Bewegungen erfolgten so schnell, dass Alicia ihnen mit den Augen kaum folgen konnte. Mit einem gurgelnden Geräusch konnte er sich nur noch an die Kehle greifen, ehe er mit gebrochenem Blick auf die Knie fiel und dann mit seinem gesamten Körper nach vorn auf die regendurchweichte Erde fiel. Kirons Blut färbte den regendurchtränkten Boden mit seiner leuchtend roten Farbe. Hinter dem toten Mann, der als einer der mächtigsten Magier galt, stand nun Caine. Eine dunkle Strähne seines nassen Haares fiel ihm ins Gesicht. Die Augen, deren Farbe an grünes Moos erinnerte, wie Alicia wusste, schauten nun wortlos zu ihr hinüber. Das Messer, mit dem er Kiron die Kehle durchgeschnitten hatte, wischte er mit einem Tuch anschließend ab, das er im Anschluss auf den toten Körper warf.
- Ende der Leseprobe -